
Vom Träumen zum Schreiben
Ich erzähle von
Geschichten, von Figuren, von mir. Ich erzähle von Blicken auf die Welt, von
Welten in unserer Welt, von fernen Welten. Von Reisen, von Stillstand, von
Leben, von Tod, von Schmerz, von Freude. Von Augen-blicken, die Menschen
zusammenbringen − oder auseinanderreißen.
Ich erzähle, was mir die Held*innen aus ihren Welten zuflüstern, und was sich mir von der Seele schreiben will (ja, oft ist es dieses »etwas«, das sich auf dem Papier Luft macht, ohne jegliche Absprache mit mir, der Schreibenden).
Ich erzähle, weil ich nicht anders kann: Als Kind schon Träumerin gewesen, habe ich tagein, tagaus Handlungen erdacht, mit meinen Figuren Unterhaltungen geführt, ihre Leiden und ihr Glück mit ihnen geteilt. Bücher waren mir Inspi-ration für meinen Erzählstil, für plötzliche Wendungen in der Geschichte, bittere Schicksale (ich mochte viel Drama, Drama) ... und das alles passierte ausschließlich in meinem Kopf − ans Schreiben dachte ich gar nicht.
Heute schreibe ich, damit die Geschichten den Platz in meinem Kopf nicht neuen Ideen wegnehmen. Aufschreiben = Gehirn aufräumen ;) Meine Handschrift ist zwar nicht schön (ich schreibe alle Rohfassungen handschriftlich), doch die Schreibbewegung ist befreiend, und der übers Papier fließende Stift bringt Worte hervor, von denen ich eine Zeile zuvor noch nichts geahnt habe. Ich muss allerdings zugeben, dass meine Hand manchmal mehr übers Blatt stolpert, denn fließt − so manches Wort hat eine schwere Geburt.
Ich schreibe, wann immer mir ein Impuls kommt, um keine Idee zu vergessen, um kein Anklopfen einer neuen Welt zu verpassen, um keine Figur mit ihrer Geschichte im Gepäck warten zu lassen (okay, manchmal müssen sie warten, da ich nur zwei Hände zum Tippen und nur eine Schreibhand habe und dazu eine begrenzte Konzentra-tionsspanne, aaaber sie erhalten immer mein Versprechen, dass ich ihnen zuhören werde). Nicht nur, um meine Held*innen auf der Suche nach dem Platz in ihrer Welt zu begleiten, schreibe ich − ich schreibe auch, um meinen eigenen Platz zu finden. Für letzteres spielen meine Vergangenheit und meine Gefühle eine entscheidende Rolle (wenn auch nicht die einzige), und ich kann damit am besten umgehen, indem ich Gedichte darüber schreibe. Als ich damit 2021 begonnen habe, war das für mich selbst eine Überraschung, weil mir Analysen von Gedichten recht schwerfallen − wenn ich Lyrisches lese, fühle ich mehr, als dass ich verstehe. Meine Zeilen teile ich auf Instagram, falls du Lust hast, mal vorbeizuschauen: @weltenzeilen
Mein
Schreibstil ist beeinflusst von dem, was ich lese − ob in Büchern, in
literarischen Instagrambeiträgen oder Blogs. Wie ich schreibe verändert und
entwickelt sich über die Jahre ebenso wie die Art und Weise meiner mündlichen
Äußerungen. Einen unbewussten Einfluss nimmt dabei auch alles, was ich lerne,
verlerne, neu lerne. Sich erweiterndes Wissen geht mit einem sich erweiternden
Wortschatz einher. Was Erzählstile für mich so magisch macht, sind ihre auf die
Geschichte bzw. die Hauptfigur angepasste Stimme. Ich mag es, wenn meine
Erzählstimme hinter jener der Buchwelt verschwindet und wenn jede Figur, die
mir ihre Geschichte anvertraut, schon in den ersten Sätzen ihre individuelle
Stimme offenbart.
Schreiborte finde
ich überall da, wo ich Zettel und Stift platzieren kann und mich nichts ablenkt
(ja, liebes Internet, so nützlich du auch für Recherchen bist, für das Erzählen
meiner Geschichten brauche ich WLAN-Pause). Kreative Inspiration ist mir die
Natur, Wolkenbilder, alle möglichen Kunstformen, das Beobachten von Menschen oder das
Aufschnappen eines Satzes sowie Fotos und insbesondere Musik.
Aus meinem Alltag sind Geschichten nicht
wegzudenken: Schreiben, Bücher lesen, Serien und Filme schauen, Hör-bücher
hören (als Kind hab ich das viel gemacht und jetzt beginne ich damit wieder),
YouTube-Videos mit Storytelling anschauen und die Storys auf Instagram. Die
Fotos an den Wänden wispern Geschichten, und als noch Poster an meinen Wänden
hingen, haben sie mir ebenfalls jeden Tag aus
fernen Welten berichtet (vornehmlich von Figuren aus Anime-Welten).
Auch
wenn ich nachts träume, tue ich nichts anderes, als eine Geschichte zu
durchleben (zugegeben, da geht es oft sehr merkwürdig und verdreht zu).
Tagsüber träume ich auch des Öfteren 🤭
Als Lektorin tauche
ich in eure wunderbaren Manuskripte ab. Ich bin sehr dankbar, dass mein Job mir
ein Leben, das ich den Geschichten widmen kann, ermöglicht.
Herzlich,
eure Melina