Vom Träumen zum Schreiben


Als (noch unveröffentlichte) Autorin erzähle ich von Geschichten, von Figuren, von mir. Ich erzähle von Blicken auf die Welt, von Welten in unserer Welt, von fernen Welten. Von Reisen, von Stillstand, von Leben, von Tod, von Schmerz, von Freude. Von Augenblicken, die Menschen zusammenbringen − oder auseinanderreißen.

Ich erzähle, was mir die Held*innen aus ihren Welten zuflüstern und was sich mir von der Seele schreiben will (ja, oft ist es dieses »etwas«, das sich auf dem Papier Luft macht, ohne jegliche Absprache mit mir, der Schreibenden).

Ich erzähle, weil ich nicht anders kann: Als Kind schon Träumerin gewesen, habe ich tagein, tagaus Handlungen erdacht, mit meinen Figuren Unterhaltungen geführt, ihre Leiden und ihr Glück mit ihnen geteilt. Bücher waren mir Inspiration für meinen Erzählstil, für plötzliche Wendungen in der Geschichte, bittere Schicksale (ich mochte viel Drama, Drama) ... und das alles passierte ausschließlich in meinem Kopf − ans Schreiben dachte ich gar nicht.

Heute schreibe ich, damit die Geschichten den Platz in meinem Kopf nicht neuen Ideen wegnehmen. Aufschreiben = Gehirn aufräumen ;) Meine Handschrift ist zwar nicht schön (ich schreibe fast alle Rohfassungen handschriftlich), doch die Schreibbewegung ist befreiend, und der übers Papier fließende Stift bringt Worte hervor, von denen ich eine Zeile zuvor noch nichts geahnt habe. Ich muss allerdings zugeben, dass meine Hand manchmal mehr übers Blatt stolpert, denn fließt − so manches Wort hat eine schwere Geburt.

Beim Schreiben bin ich mutig. Nicht wissend, was nach dem Satz, den ich gerade aufschreibe, folgt, lasse ich mich von meinen Figuren durch ihre Geschichte leiten. Als ginge ich mit ihnen einen schmalen Weg entlang, von Nebel umgeben, und worauf ich meinen Fuß als nächstes setze, ist nicht zu erkennen. Das Schreiben lehrt mich vertrauen und das mutige Weitergehen, hinein ins Unbekannte.