Von Geschichten, Gedichten und meinem Schreiben

01.06.2022

Inhaltswarnung: Depression, Selbstzweifel


Dieser erste Beitrag auf meinem Blog ist nicht die erste Version, die ich dafür verfasst habe. Mehrere angefangene Absätze, angerissene Themen, abgebrochene Sätze liegen hinter mir. Es war ein holpriger Weg bis zu der finalen Überschrift, stets begleitet von Zweifeln (dazu wird es definitiv auch noch einen Beitrag geben) und von der Frage: Wer wird das denn lesen wollen?

Mein Umgang mit diesem Hin-und-Her-Start des Blogs war mal mehr und mal weniger gesund: Schokolade ist eine gute Ablenkung, hilft mir jedoch nicht beim Schreiben. Das Internet − böse Ablenkung: Am Ende des Tages dröhnt mein Kopf vor lauter Nachrichten und Social Media geschuldeten Vergleichen mit anderen Menschen (wobei ich immer schlechter wegkomme. Wir kennen das, nicht wahr?). Meditieren hat meine umherrasenden Gedanken beruhigt. Trotzdem schweifen meine Gedanken immer so schnell von einer Sache ab, der meine Konzentration gewidmet sein soll, dass ich zwischen Word-Datei und K-Dramen auf Netflix hin- und herspringe. (Ein ausschlaggebender Grund für meine aktuelle Konzentrationsschwäche: Meine Depression. Auch dazu wird es noch einen Beitrag geben.) Frische Luft erdet mich, ist aber auch Ablenkung von dem, was ich eigentlich endlich schaffen will: Meinen Blog mit dem ersten Beitrag zu starten.
Wochenlang schon habe ich Gedankenschnipsel gesammelt; so viele Gedanken versah ich mit: "Das muss in einen Blogbeitrag!" Notiert habe ich mir allerdings das wenigste davon, deshalb saß ich für mehrere Tage vor der Word-Seite und bekam nicht zusammen, was ich mit euch teilen wollte. Die Entscheidung für einen simplen Anfang befriedigte zwar nicht meine innere Kritik, erleichterte mir aber den Beginn des Schreibens.
Hier ist es also:

Von Geschichten, Gedichten und dem Schreiben

Seit der 11. Klasse gehört das kreative Schreiben zu meinen Hobbys. Zuvor blitzte der Gedanke daran, selbst zu schreiben, zwar manchmal auf, schien aber stets nur eine nicht zur Debatte stehende Träumerei. Geschichten fanden in Büchern statt, Geschichten erzählte ich in meinem Kopfkino, ich verfolgte sie ab und zu in Filmen und Serien. Erst als meine neue Freundesgruppe in der Oberstufe ihre Begeisterung für das eigene Schreiben mit mir teilte, fand ich Zugang zu dieser Art des kreativen Ausdrucks. Mit stetig erweitertem Wissen aus dem Deutsch-Leistungskurs probierte ich unterschiedliche Texte aus: Gedichte, Fantasy-Geschichten, Kriminalgeschichten, psychologische Geschichten, Kinderliteratur. Knapper Stil, weitschweifiger Stil, Kurzgeschichten, Romananfänge ...

Der Gedanke, Autorin zu werden, klopfte immer öfter an − wenn schon nicht in Vollzeit, dann wollte ich zumindest ein einziges Buch veröffentlichen. Das Studium und Verlagspraktika entfernten mich jedoch wieder von dieser Idee. Niemals war mein Geschreibsel annährend so gut wie das der veröffentlichten Autor*innen! Das denken wahrscheinlich viele mal, die Manuskripte schreiben, Veröffentlichungen planen oder sogar schon Bücher publiziert haben.
Bei mir hat es damals tatsächlich dafür gesorgt, dass ich aufhörte zu schreiben. Stattdessen lernte ich viel über die Arbeit an Texten (Korrektorat und Lektorat). Und natürlich blieb mir das Lesen (und somit das unterbewusste Dazulernen). Ich las auf die Art, wie ich schrieb: querfeldein durch die Genres und Textgattungen. Auch als Bühneninszenierungen genoss ich Geschichten − später merkte ich, dass mein unbewusstes Lernen davon ebenso zehrte, wie auch die Gestaltung atmosphärischer Filme mit Licht, Geräuschen, Gesagtem und Ungesagtem lehrreich für mich war.

Nach meinem Bachelorstudium ging es mir mental immer schlechter und ich schrieb eineinhalb Jahre lang nichts und verdrängte auch erfolgreich die Vorstellung einer Autorinlaufbahn. Doch wie das so ist, wenn man sich einmal auf den Pfad der eigenen Passion begeben hat, führen auch abweichende Wege immer wieder dorthin zurück. Während meiner Depression durfte ich etwas Wertvolles über mich lernen:

Gedichte zu schreiben, ist für mich ein besonderes Ventil für schwere Gefühle. Und an dumpfen Tagen (derer es seeehr viele gibt, wenn man eine Depression hat) ist das Schreiben und die Verbindung zu den Figuren in meinen Geschichten wie ein Sonnenstrahl, der für kurze Zeit ins Zimmer scheint und plötzlich die neblige Atmosphäre durchdringt.

Gedichte und Geschichten sind für mich ein Grund, um aufzustehen und für mich selbst zu sorgen, damit ich fähig bin, in fremde Welten abzutauchen. Und damit meine Ideen und Figuren nicht im Nichts verschwinden.
Das kreative Schreiben ist meine Verankerung im Leben, eine Konstante, die mich in leichten und in schweren Zeiten begleitet.



Was für eine Bedeutung hat das kreative Schreiben für dich? In welchen Genres bist du zu Hause? Macht dir das Schreiben manchmal Probleme?
Ich freue mich auf einen Austausch mit dir! Gerne über Insta oder per E-Mail :)

Herzlich,
eure Melina