Von Geschichten, Gedichten und meinem Schreiben
Inhaltswarnung: Depression, Selbstzweifel
Dieser erste Beitrag auf meinem Blog ist nicht die erste Version, die ich dafür verfasst habe. Mehrere angefangene Absätze, angerissene Themen, abgebrochene Sätze liegen hinter mir. Es war ein holpriger Weg bis zu der finalen Überschrift, stets begleitet von Zweifeln (dazu wird es definitiv auch noch einen Beitrag geben) und von der Frage: Wer wird das denn lesen wollen?
Mein Umgang mit diesem Hin-und-Her-Start des Blogs war mal
mehr und mal weniger gesund: Schokolade ist eine gute Ablenkung, hilft mir
jedoch nicht beim Schreiben. Das Internet −
böse Ablenkung: Am Ende des Tages
dröhnt mein Kopf vor lauter Nachrichten und Social Media geschuldeten
Vergleichen mit anderen Menschen (wobei ich immer schlechter wegkomme. Wir
kennen das, nicht wahr?). Meditieren hat meine umherrasenden Gedanken beruhigt.
Trotzdem schweifen meine Gedanken immer so schnell von einer Sache ab, der
meine Konzentration gewidmet sein soll, dass ich zwischen Word-Datei und
K-Dramen auf Netflix hin- und herspringe. (Ein ausschlaggebender Grund für
meine aktuelle Konzentrationsschwäche: Meine Depression. Auch dazu wird es noch
einen Beitrag geben.) Frische Luft erdet mich, ist aber auch Ablenkung von dem, was
ich eigentlich endlich schaffen will: Meinen Blog mit dem ersten Beitrag zu
starten.
Wochenlang schon habe ich Gedankenschnipsel gesammelt; so
viele Gedanken versah ich mit: "Das muss in einen Blogbeitrag!" Notiert habe
ich mir allerdings das wenigste davon, deshalb saß ich für mehrere Tage vor der
Word-Seite und bekam nicht zusammen, was ich mit euch teilen wollte. Die
Entscheidung für einen simplen Anfang befriedigte zwar nicht meine innere
Kritik, erleichterte mir aber den Beginn des Schreibens.
Hier ist es also:
Von Geschichten, Gedichten und dem Schreiben
Seit der 11. Klasse gehört das kreative Schreiben zu meinen
Hobbys. Zuvor blitzte der Gedanke daran, selbst zu schreiben, zwar manchmal
auf, schien aber stets nur eine nicht zur Debatte stehende Träumerei.
Geschichten fanden in Büchern statt, Geschichten erzählte ich in meinem
Kopfkino, ich verfolgte sie ab und zu in Filmen und Serien. Erst als meine neue
Freundesgruppe in der Oberstufe ihre Begeisterung für das eigene Schreiben mit
mir teilte, fand ich Zugang zu dieser Art des kreativen Ausdrucks. Mit stetig
erweitertem Wissen aus dem Deutsch-Leistungskurs probierte ich unterschiedliche
Texte aus: Gedichte, Fantasy-Geschichten, Kriminalgeschichten, psychologische
Geschichten, Kinderliteratur. Knapper Stil, weitschweifiger Stil,
Kurzgeschichten, Romananfänge ...
Der Gedanke, Autorin zu werden, klopfte immer öfter an −
wenn
schon nicht in Vollzeit, dann wollte ich zumindest ein einziges Buch veröffentlichen.
Das Studium und Verlagspraktika entfernten mich jedoch wieder von dieser Idee. Niemals
war mein Geschreibsel annährend so gut wie das der veröffentlichten
Autor*innen! Das denken wahrscheinlich viele mal, die Manuskripte schreiben,
Veröffentlichungen planen oder sogar schon Bücher publiziert haben.
Bei mir hat es damals tatsächlich dafür gesorgt, dass ich
aufhörte zu schreiben. Stattdessen lernte ich viel über die Arbeit an Texten (Korrektorat
und Lektorat). Und natürlich blieb mir das Lesen (und somit das unterbewusste Dazulernen). Ich las auf die Art, wie ich schrieb: querfeldein durch die Genres
und Textgattungen. Auch als Bühneninszenierungen genoss ich Geschichten −
später merkte ich, dass mein unbewusstes Lernen davon ebenso zehrte, wie auch die
Gestaltung atmosphärischer Filme mit Licht, Geräuschen, Gesagtem und Ungesagtem
lehrreich für mich war.
Nach meinem Bachelorstudium ging es mir mental immer schlechter
und ich schrieb eineinhalb Jahre lang nichts und verdrängte auch erfolgreich
die Vorstellung einer Autorinlaufbahn. Doch wie das so ist, wenn man sich
einmal auf den Pfad der eigenen Passion begeben hat, führen auch abweichende
Wege immer wieder dorthin zurück. Während meiner Depression durfte ich etwas Wertvolles über mich lernen:
Gedichte zu schreiben, ist für mich ein besonderes Ventil für schwere Gefühle. Und an dumpfen Tagen (derer es seeehr viele gibt, wenn man eine Depression hat) ist das Schreiben und die Verbindung zu den Figuren in meinen Geschichten wie ein Sonnenstrahl, der für kurze Zeit ins Zimmer scheint und plötzlich die neblige Atmosphäre durchdringt.
Gedichte und Geschichten sind für mich ein Grund, um aufzustehen und für mich selbst zu sorgen, damit ich fähig bin, in fremde Welten abzutauchen. Und damit meine Ideen und Figuren nicht im Nichts verschwinden.
Das kreative Schreiben ist meine Verankerung im Leben, eine Konstante, die mich in leichten und in schweren Zeiten begleitet.