Es wird besser. Oder: Ich schreibe wieder regelmäßig

09.10.2023

Heute ein kleiner Beitrag aus meiner Sicht als Autorin mit Depression auf dem Weg zur Besserung.



Allmählich, nach einem drei Jahre andauernden Kampf aus der Depression an die Oberfläche und dem Ringen um meine Kreativität, Monat für Monat finde ich zu Routinen, die mein Schreiben priorisieren. Allmählich finde ich zurück zu meiner Liebe für Geschichten, zu dem atemlosen Miterleben von Schicksalen, zu dem Mitfiebern mit Lieblingsfiguren und zu der euphorischen Bewunderung von Schreibenden.
Monat für Monat hält jedoch noch immer einzelne Tage bereit, die mich scheinbar zurückwerfen in die Zeit des Nebels. Als ich zu nichts fähig war, nicht einmal lesen konnte, doch die Buchrücken in Reichweite voll Sehnsucht betastet habe. Als das Vertrauen in mein Schreiben immer kleiner wurde – und gleichzeitig die Sehnsucht danach immer größer. Die Zeit des Nebels hatte durchaus die Macht, mich aufgeben zu lassen. Irgendwie aber ist das Vertrauen nie ganz verschwunden. Es blieb am Leben, während Teile von mir starben, deren Tod kein Verlust für mich ist, weil ihr Loslassen mich aus dem Nebel führte. Beständig, wie ich es nie gedacht hätte, ist das Schreiben an meiner Seite geblieben.
Im Rückblick habe ich in den letzten drei Jahren nicht viel Kreatives produziert. Das, was aus mir aufs Papier geflossen ist, zeigt jedoch eine ähnliche Entwicklung wie meine Persönlichkeit. Für mich war die Depression ein Antreiber für Transformation, auch wenn sie sich ganz und gar nicht angefühlt hat, als hätte sie positives Potential. Und es stimmt ja auch – sie hat beispielsweise meine Selbstkritik noch lauter als zuvor werden lassen.
Aber das Vertrauen in mir sagt: Ich habe Beweise dafür, dass das Schreiben mein größter kreativer Ausdruck ist, der sich stetig weiterentwickelt. Und ich bin damit zufrieden. Und ich bin dankbar.
Alles, was ich über mich selbst gelernt habe, fließt in meine Erzählungen. Figuren kommen zu mir und vertrauen mir ihre Geschichten an, weil ich Teile ihres Leides wahrhaft nachvollziehen kann. Sie sind geduldig mit mir, wenn ich mal wieder daran zweifle, ihnen gewachsen zu sein. Sie fordern mich heraus, wenn ihre Schicksale meinem so ähnlich sind, dass ich beim Schreiben sie und mich verwechsle, plötzlich wieder Kind bin oder eine Version meines Ichs aus der Nebel-Vergangenheit. Dann rufe ich mich selbst ins Heute zurück, spüre die glatte Hülle des Kugelschreibers zwischen Daumen und Zeigefinger und kann nicht anders, als dankbar zu sein für die Erfahrungen, die mir das Schreiben beschert. Und meine Figuren zeigen mir, welche Stärke ich entwickelt habe.