Es wird besser. Oder: Ich schreibe wieder regelmäßig
Heute ein kleiner Beitrag aus meiner Sicht als Autorin mit Depression auf dem Weg zur Besserung.
Allmählich, nach einem drei Jahre andauernden Kampf aus der Depression an die Oberfläche und dem
Ringen um meine Kreativität, Monat für Monat finde ich zu Routinen, die mein
Schreiben priorisieren. Allmählich finde ich zurück zu meiner Liebe für
Geschichten, zu dem atemlosen Miterleben von Schicksalen, zu dem Mitfiebern mit
Lieblingsfiguren und zu der euphorischen Bewunderung von Schreibenden.
Monat für Monat hält jedoch noch immer einzelne Tage bereit, die mich scheinbar
zurückwerfen in die Zeit des Nebels. Als ich zu nichts fähig war, nicht einmal
lesen konnte, doch die Buchrücken in Reichweite voll Sehnsucht betastet habe.
Als das Vertrauen in mein Schreiben immer kleiner wurde – und gleichzeitig die
Sehnsucht danach immer größer. Die Zeit des Nebels hatte durchaus die Macht,
mich aufgeben zu lassen. Irgendwie aber ist das Vertrauen nie ganz
verschwunden. Es blieb am Leben, während Teile von mir starben, deren Tod kein
Verlust für mich ist, weil ihr Loslassen mich aus dem Nebel führte. Beständig,
wie ich es nie gedacht hätte, ist das Schreiben an meiner Seite geblieben.
Im Rückblick habe ich in den letzten drei Jahren nicht viel Kreatives
produziert. Das, was aus mir aufs Papier geflossen ist, zeigt jedoch eine
ähnliche Entwicklung wie meine Persönlichkeit. Für mich war die Depression ein
Antreiber für Transformation, auch wenn sie sich ganz und gar nicht angefühlt
hat, als hätte sie positives Potential. Und es stimmt ja auch – sie hat beispielsweise
meine Selbstkritik noch lauter als zuvor werden lassen.
Aber das Vertrauen in mir sagt: Ich habe Beweise dafür, dass das Schreiben mein
größter kreativer Ausdruck ist, der sich stetig weiterentwickelt. Und ich bin
damit zufrieden. Und ich bin dankbar.
Alles, was ich über mich selbst gelernt habe, fließt in meine Erzählungen. Figuren
kommen zu mir und vertrauen mir ihre Geschichten an, weil ich Teile ihres
Leides wahrhaft nachvollziehen kann. Sie sind geduldig mit mir, wenn ich mal
wieder daran zweifle, ihnen gewachsen zu sein. Sie fordern mich heraus, wenn
ihre Schicksale meinem so ähnlich sind, dass ich beim Schreiben sie und mich
verwechsle, plötzlich wieder Kind bin oder eine Version meines Ichs aus der
Nebel-Vergangenheit. Dann rufe ich mich selbst ins Heute zurück, spüre die
glatte Hülle des Kugelschreibers zwischen Daumen und Zeigefinger und kann nicht
anders, als dankbar zu sein für die Erfahrungen, die mir das Schreiben
beschert. Und meine Figuren zeigen mir, welche Stärke ich entwickelt habe.